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Barbara Weggen entstanden aus den Schreckenstagen von Nidwalden 1798
Der Barbaraweggen ist
eigentlich kein Stück Basler Geschichte. Aber mit ihm wurde in Basel ein Stück
Geschichte wiederbelebt, welches derzeit nirgendwo sonst als Brauch gepflegt
wird. Es handelt sich um eine Kanoniertradition, die im Kreise des 1834 gegründeten
Artillerie-Vereins Basel-Stadt zu neuen Ehren kam. Der Brauch geht zurück auf
das Jahr 1798, als französische Besatzungstruppen unter General Schauenburg
einen Volksaufstand im Kanton Nidwalden blutig niederschlugen.
Damals wurde die Schweiz unter der Regie des revolutionären Frankreich einer
neuen Ordnung unterworfen. Besonders die Urkantone widersetzten sich jedoch der
Aufhebung ihrer alten Machtstrukturen. Die Nidwaldner waren bereit sich mit
Waffen dagegen zu wehren. Es wurden Truppen gegen sie in Marsch gesetzt. Nach
einem halben Tag des Widerstands mussten die Rebellen der Uebermacht weichen.
Eine wütende französische Soldateska brachte Tod und Verwüstung in die Täler.
Drakonische Bestrafung sollte allen rebellisch gesonnenen Eidgenossen die Lust
an weiteren Aufständen nehmen. Viele Zivilisten fanden erst nach dem Kämpfen
den Tod, umgebracht von französischen Marodeuren. Das Direktorium in Aarau
sprach den französischen Streitkräften für dieses Blutbad den Dank der
Helvetischen Republik aus. Der Schreckenstag von Nidwalden liess zahllose
Waisenkinder zurück. Heinrich Pestalozzi, ein Gegner des Aufstandes und ein
Bewunderer revolutionärer Ideale, nahm sich erschüttert der Waisen an. Aus der
ganzen Eidgenossenschaft traf Hilfe für das darbende Nidwalden ein.
Auch drei Kaufleute in Luzern wollten helfen die Not der Waisen zu lindern. Die
Handelsherren hatten einst, wie viele Schweizer seinerzeit, in der Armee des Königs
von Frankreich gedient, als Artilleristen. Sie waren Veteranen des französischen
Feldzugs auf Korsika 1768-1769. Geführt von ihren Geistlichen widersetzten sich
die Korsen im Bergland der Fremdherrschaft durch die französische Krone. König
Ludwig XV. liess den Aufstand durch seine Truppen, auch Schweizerregimenter,
niederschlagen.
Kriegselend war den drei Kaufleuten also nicht fremd. Sie beschlossen zum
Barbaratag 1798 jedem Kind einen Laib Brot zu spenden. Obwohl ihre Militärzeit
schon mehr als drei Jahrzehnte zurücklag, blieben sie offenbar St.Barbara treu,
der Schutzheiligen der Mineure, Bergleute und Kanoniere. Daher wurde die Spende
auf den 4.Dezember festgelegt, den Ehrentag der Patronin. Aus der Spende der
Kaufleute wurde eine jährliche Brotgabe an bedürftige Waisen.
Bedarf für Mildtätigkeit gab es damals genug. Mit dem Ende der französischen
Herrschaft geriet auch der Barbaraweggen in Vergessenheit. Fast hundert Jahre
dauerte der Dornröschenschlaf, bis zur Grenzbesetzung 1914-1918. Ein
Wachtmeister der Feldartillerie griff 1916 die Idee neu auf. In einer Feldbäckerei
liessen die Artilleristen Brötchen backen, die mit dem Verkauf von
Soldatenmarken finanziert wurden. Am Barbaratag verteilten sie die Weggli an die
Kinder des Dorfes wo die Batterie einquartiert war.
Der Weggenpate verstarb im Herbst 1918 an der grassierenden Spanischen Grippe.
Nach dem Krieg wurde der Brauch schnell vergessen. Während des Aktivdienstes
1939-1945 erlebte der Barbaraweggen seine erneute Wiedergeburt. Wehrmänner der
Bäckerkompanie 4 schoben zum Barbaratag 1942 ausserdienstlich erstmals gesüsste
Weggli in den Ofen. Diese Brötchen wurden am Abend des 4.Dezembers von
Kanonieren einer Gebirgsbatterie an die Jugend der Kantonnementsgemeinden
verteilt und fanden grossen Anklang.
Zum letzten Mal trat der Weggen im Jahr 1944 auf. Im Mai 1945 war der Krieg in
Europa zuende, und im darauffolgenden Dezember standen keine Schweizer Wehrmänner
mehr unter Waffen, die den Weggen hätten verteilen können. Mit dem Krieg
verschwand auch wieder der Weggen. Der Brauch wurde nicht wieder aufgegriffen.
Der Weggen hatte seine grossen Momente immer in Tagen von Not und drohendem
Krieg, obschon es auch in Friedenszeiten inmitten der Wohlstandsgesellschaft
Bedarf nach Wohltätigkeit gibt. Mit diesem Anliegen hat die St.Barbarakompagnie
den Wegglibrauch neu belebt.
Sie führt seit dem 200.Jahrestag der Brotspende 1998 den Brauch in Verbindung
mit einer öffentlichen Sammlung zugunsten des Kinderheims Lindenberg durch. Bis
im Sommer 1999 wurde das Kinderheim am Oberen Rheinweg 93 von den
Lindenbergschwestern geführt. Seit August selben Jahres ist das ehemalige
Kinderheim Bachgraben am Lindeberg ansässig, und mit Heimleiter Urs Fischli
fand sich jemand, der den wohltätigen Brauch weiterhin unterstützt und sogar
zum Barbaratag 1999 die wackeren Geldsammler erstmals mit einem Mittagessen
bewirtete.
Die St.Barbarakompanie wurde als gemeinsames Kind des Artillerie-Verein
Basel-Stadt und der Vereinigung Rost & Grünspan ins Leben gerufen. In
historischen Schweizer Uniformen gehen am Morgen des 4.Dezember Angehörige
beider Vereine gemeinsam durch die Basler Innenstadt, um Geld für das Heim zu
sammeln um dabei den traditionellen süssen Barbaraweggen an die Kinder
auszuteilen, welche auf der Strasse angetroffen werden. Die Sammeltour beginnt
alljährlich um 08.30 Uhr unter der Statue der Heiligen Barbara am
Fischmarkbrunnen.
Die Schirmherrschaft über den Barbaraweggen hat der Artillerie Verein Basel
Stadt inne. Seit der ersten Durchführung stiftet das Merian Iselin Spital die
Weggen für die Heimkinder. Rost & Grünspan stellt aus dem Vereinszeughaus
die historischen Uniformen, in denen unbewaffnet für das Heim gesammelt wird.
Gegen 11.30 Uhr besteigt die Gruppe nach ihrer Sammeltour die Münsterfähre, um
zum Kinderheim am Oberen Rheinweg 93 überzusetzen, wo das Geld ausgezählt und
übergeben wird. Danach werden die Sammler vom Heim zu einem Mittagessen begrüsst.
© by www.altbasel.ch
Die Schreckenstage von Nidwalden, auch Nidwalder Aufstand oder Überfall
genannt, waren eine militärische Auseinandersetzung zwischen Nidwalden und
Frankreich während des Franzoseneinfalls. Sie fanden vom 7. - 9. September 1798
im Kanton Nidwalden statt.
Vorgeschichte
Im Jahre 1798, nachdem Bern am 5. März gefallen war (Schlacht am Grauholz),
waren ausser dem Wallis nur die eidgenössischen Urkantone zu Widerstand bereit,
namentlich Uri, Schwyz, Nidwalden, Glarus und Zug. Unter General Schauenburg
griffen die Franzosen die Kantone am Rand des Aufstandgebietes, Glarus und Zug
an. Sie ergaben sich nach den ersten Gefechten. Uri kämpfte wenig.
Das unscheinbare Nidwalden schien sich vorerst zu ducken. Kurzfristig
befestigten die Nidwaldner schwimmende Tannenstämme an den Palisaden in
Stansstad. Die Sperre hielt dem Ansturm der Franzosen vom See her stand. Am 9.
April 1798 erfolgte jedoch deren Durchbruch, und die Stansstader Verteidiger
mussten sich ergeben.
Ende April 1798 stellten die fünf Kantone unter der Führung von Aloys von
Reding (1765 - 1818) aus Schwyz ein Heer von 10'000 Mann auf, Schwyzer, Urner
und Nidwaldner, die sich zwischen dem 30. April und dem 3. Mai teilweise
erfolgreich gegen die 12'000 Franzosen wehrten. Am 3. Mai schlossen sie einen
Waffenstillstand mit Schauenburg. Durch die militärische Übermacht der
Franzosen wurden die Landsgemeinden der Innerschweiz dazu gebracht, die
Helvetische Ordnung von Peter Ochs zu akzeptieren. Zur besseren Kontrolle wurden
die widerspenstigen Kantone zu einem einzigen Kanton Waldstätten
zusammengefasst. Am 17. Mai erhoben sich auch die Walliser erfolglos gegen
Frankreich.
Im September 1798 erhoben sich die Nidwaldner gegen das "höllische
Ochsenbüchlein". Am 29. August lehnten sie eigensinnig an einer
Landsgemeinde die Helvetische Verfassung sowie die Eingliederung in den neuen
Verwaltungsbezirk ab. Besonderer Stein des Anstosses war, dass die helvetischen
Räte wenig später von allen Bürgern einen Treueeid auf die neue Verfassung
verlangten, in dem erst noch die traditionelle Anrufung Gottes fehlte. Dies
veranlasste das Direktorium in Frankreich, aus Angst eines gesamtschweizerischen
Aufstandes, ein Heer nach Nidwalden zu schicken. Er sollte die helvetische
Verfassung mit Gewalt durchsetzen. Der Anführer in Nidwalden, Kapuzinerpater
Paul Styger, wollte nicht zulassen, "dass die blutdürstigen fränkischen
Gessler ihnen das kostbare Kleinod der Religion und der Freiheit"
entrissen. Er stand in Kontakt mit den Emigranten und machte den Nidwaldnern
falsche Hoffnungen auf militärische Hilfe aus Österreich. Vor allem sahen sie
die christliche Religion durch die neuen Herren bedroht.
Verlauf
Am 9. September stürmten 10'000 Franzosen unter General Balthasar
Alexis Henri Antoine von Schauenburg aus allen Richtungen in das kleine
Land. Die Aussichtslosigkeit des Aufstandes in Nidwalden war voraussehbar. Das
Volk war in den Kampf getrieben von Verheissungen auf Gottes Hilfe,
kugelsicheren Amuletten und der Hoffnung auf österreichische Intervention. Die
etwa 1600 Nidwaldner kämpften mit einer rasenden Todesverachtung gegen die
Truppen Schauenburgs. Am Kehrsitenberg gelang es 30 Nidwaldnern, während fünf
Stunden 800 Franzosen in Schach zu halten. General Schauenburg berichtete von
der "unglaublichen Hartnäckigkeit dieser Menschen, deren Kühnheit bis zur
Raserei ging. Man schlug sich mit Keulen. Man zermalmte sich mit Felsstücken."
Dieser dermassen verbissene Widerstand der Nidwaldner versetzte die französischen
Soldaten in so grosse Wut, dass es selbst Schauenburg nicht mehr gelang, sie im
Zaum zu halten. Sie fingen an, selbst auf Frauen und Kinder zu schiessen, sie plünderten
und verbrannten Häuser, sie massakrierten Flüchtlinge in den Kirchen. Die
Frauen des Hauptortes Stans wurden der Vergewaltigung ausgesetzt. Ennetmoos,
Stansstad und Buochs wurden dem Erdboden gleichgemacht, alle Gebäude wurden in
Brand gesetzt (Buochs bis auf drei Häuser). Auch der Hauptort Stans hatte viele
Zerstörungen zu beklagen.
Folgen
Es sind bei diesem Gefecht etwa 400 Nidwaldner umgekommen, darunter über
hundert Frauen und 26 Kinder. Die Franzosen sollen bei diesem Gefecht an die
2000 Mann verloren haben.
Am Abend dieses schwarzen Tages sah das unglückliche Ländchen so aus: Die
Ortschaften waren verwüstet, 600 Wohnhäuser und viele Kirchen niedergebrannt,
Vergewaltigungen, Plünderung. Das Elend der Überlebenden war so gross, dass
selbst die Gegner unter dem kriegserfahrenen abgehärteten Schauenburg vom
Mitleid über das angerichtete Unheil überwältigt wurden und Nahrungsmittel
unter der Bevölkerung verteilten. Das Direktorium in Paris erhob eine
freiwillige "Liebessteuer", die Solidarität in den anderen Kantonen
war gross. Heinrich Pestalozzi bekam den Auftrag, ein Heim für Kriegswaisen in
Stans zu bauen.
Schauenburg nahm die Unterstützung durch Schwyz und Uri als Vorwand, die
ganze übrige Innerschweiz zu besetzen und zu entwaffnen.
Die Nidwaldner mussten auf dem Stanser Hauptplatz antreten, wo sie unter
einem Freiheitsbaum den Eid zu leisten hatten. Der Winkelriedfigur, Symbol des
Widerstandes (Schlacht bei Sempach), wurden Speer und Schwert abgenommen. Die
Aufstand in Nidwalden wurde jedoch weit über die Grenzen des kleinen Landes
bekannt, die Kämpfenden wurden als Helden gefeiert. Überall in Europa nahm man
zur Kenntnis, dass eidgenössischer Unabhängigkeitswille und Kämpfermut immer
noch lebendig waren. So kam dem Heldenkampf der Nidwaldner symbolische Bedeutung
bis in die Gegenwart zu.
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